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NETWAYS Blog

Vom Noob-OS zum IPv4-Router

Dass man die Docker-Alternative LXD ohne große Hürden auch auf Mac OS X betreiben kann, habe ich in meinem letzten Blog-Post bereits detailliert erläutert.
Leider kann ich im Rahmen meiner Arbeit nicht alles in diesen Ubuntu-Containern betreiben. Die Entwicklungsumgebungen für so manche Anwendungen wie z. B. Icinga Web 2 werden mit Vagrant provisioniert und dieses Programm lässt sich nur sehr mühsam an LXD koppeln. Deshalb komme ich nur mit der einen LXD-VM wohl oder übel nicht aus.
Spätestens wenn die anderen VMs (oder deren Container) mit den LXD-Containern kommunizieren müssen, stößt dieses Setup an seine Grenzen… oder?

Das Setup im Detail


Wie auch jeder andere Gewerbebetrieb, in dem keine Schreibmaschinen mehr zum Einsatz kommen, verfügt NETWAYS über ein internes IP-Netz – beispielhaft mit den Host-Adressen 192.0.2.1 – 192.0.2.14. Der Router zum Internet beansprucht für sich die 192.0.2.1 und meinem Arbeitsgerät ist die 192.0.2.2 zugeteilt.
Um mit meinen virtuellen Maschinen kommunizieren zu können, teilt meine Workstation sich ein IP-Netz mit ihnen (192.0.2.17 – 192.0.2.30). Und schließlich sollen auch meine LXD-Container nicht so isoliert sein wie ein Schreibmaschinen-Nutzer – deshalb teilen sie sich ein wieder anderes IP-Netz (192.0.2.33 – 192.0.2.46) mit der LXD-VM.
Wenn nun ein Knoten einen anderen ansprechen will, muss er entweder im selben IP-Netz sein wie der gewünschte Gesprächspartner – oder in der Netz-Hierarchie unter einem Router stehen, der den gewünschten Gesprächspartner erreichen kann.

Beispiel #1

LXD-Container #1 will mit 192.0.2.50 kommunizieren, ist aber nicht im selben Netz. Ihm bleibt nichts anderes, als über sein Standard-Gateway, 192.0.2.33, zu senden und zu hoffen, dass die Verbindung erfolgreich zustande kommt. Die LXD-VM ist aber auch nicht im selben Netz. Daher muss sie sich wiederum auf ihren Standard-Gateway (192.0.2.17) verlassen. Meine Workstation delegiert wiederum an 192.0.2.1 usw.. Und wenn da draußen tatsächlich eine 192.0.2.50 online ist (und alle Internet-Router so rund laufen wie unser Firmen-Gateway) kommt letztendlich die Verbindung erfolgreich zustande.

Beispiel #2

VM #1 will mit 192.0.2.34 kommunizieren, ist aber nicht im selben Netz. Ihr bleibt nichts anderes, als an ihr Standard-Gateway, 192.0.2.17, zu delegieren. Leider weiß Mac OS nichts vom Netz 192.0.2.32/28 und delegiert an unser Firmen-Gateway. Das und alles dahinter kann noch so rund laufen, aber der Zug in Richtung des LXD-Container-Netzes ist längst abgefahren.
Aber ich würde nicht schon gut 3,5 Jahre bei NETWAYS arbeiten wenn ich diese Hürde nicht spielend einfach überwinden könnte. Dazu braucht es nur…

Statische Routen auf Mac OS X

Natürlich könnte ich auch auf jeder VM eine statische Route hinterlegen, aber das wäre zusätzlicher Aufwand bei jeder VM-Erstellung. Sollte darüber hinaus die Anzahl der VMs mit Linux-Containern zunehmen, steigt damit auch mein Aufwand beim Routen-Management nicht zu knapp…
Deshalb ist es langfristig so oder so sinnvoller, alle VMs an die Workstation delegieren zu lassen und diese zum Router zu befördern. Wie praktisch, dass Mac OS X auf 4.4BSD basiert und damit zur *nix-Familie gehört. Damit ist dieses Vorhaben ein Kinderspiel (wenn man weiß wie es geht).

Jetzt aber endlich mal Butter bei die Fische

Schritt 1: Konzentration!

Um Mac OS die gewünschten statischen Routen beizubringen, muss man tiefer ins System eingreifen, als es ein durchschnittlicher Mac-Nutzer es gewohnt ist. Dabei lässt sich mit ein bisschen Schusseligkeit sehr viel kaputt machen. Wenn Du gerade z. B. eine ordentliche Portion G&T konsumiert hast… habe Geduld. Morgen ist auch noch ein Tag und Mac OS läuft schon nicht weg.

Schritt 2: Root-Rechte

Obwohl Mac OS sich an weniger versierte Nutzer richtet, bietet es die Möglichkeit, Root-Rechte zu erlangen wie man das von verbreiteten GNU/Linux-Distributionen kennt:

Alexanders-MacBook-Pro:~ aklimov$ sudo -i
Password:
Alexanders-MacBook-Pro:~ root#

Schritt 3: Hilfs-Skripte

Die eben erlangten Privilegien berechtigen uns, Skripte in dem OS vorbehaltene Verzeichnisse zu platzieren – wovon wir auch Gebrauch machen, indem wir zunächst das Verzeichnis /usr/local/sbin erstellen und darin zwei Skripte ablegen:

Alexanders-MacBook-Pro:~ root# mkdir -p /usr/local/sbin
Alexanders-MacBook-Pro:~ root# vim /usr/local/sbin/add-static-route.pl
Alexanders-MacBook-Pro:~ root# chmod 0755 /usr/local/sbin/add-static-route.pl
Alexanders-MacBook-Pro:~ root# vim /usr/local/sbin/add-static-routes.sh
Alexanders-MacBook-Pro:~ root# chmod 0755 /usr/local/sbin/add-static-routes.sh

Das erste Skript, /usr/local/sbin/add-static-route.pl, dient dem Hinzufügen von statischen Routen, sobald die entsprechende Netzwerk-Schnittstelle online ist:

#!/usr/bin/perl
# (C) 2017 NETWAYS GmbH | GPLv2+
# Author: Alexander A. Klimov
my $destination = shift;
my $gateway = shift;
if (!(defined($destination) && defined($gateway))) {
    exit 2 # RTFM at https://wp.me/pgR2o-rlj
}
my $gatewayDec = ip4_2dec($gateway);
POLL: for (;;) {
    for (`/sbin/ifconfig`) {
        if (/^\tinet (.+?) netmask (.+?) /) {
            my $mask = hex($2);
            if (($gatewayDec & $mask) == (ip4_2dec($1) & $mask)) {
                my $status = system("/sbin/route", "add", "-net", $destination, $gateway) >> 8;
                die "/sbin/route: $status" if ($status != 0);
                last POLL
            }
        }
    }
    sleep 1
}
sub ip4_2dec
{
    hex(join("", map({ sprintf("%02x", $_) } split(/\./, shift()))))
}

Das zweite Skript, /usr/local/sbin/add-static-routes.sh, ruft das erste Skript auf und fügt damit konkrete Routen hinzu:

#!/bin/bash
set -e
set -o pipefail
/usr/local/sbin/add-static-route.pl 192.0.2.32/28 192.0.2.18

Die Kommandozeilen-Schnittstelle des ersten Skripts habe ich extra so gestaltet, dass die Routen-Liste (das zweite Skript) möglichst einfach erweitert werden kann. Wenn bspw. eine zweite LXD-VM mit der IP-Adresse 192.0.2.21 dazukommt und mit ihren Containern über das Netz 192.0.2.64/28 verbunden ist, gehört folgende Zeile ans Ende der Routen-Liste:

/usr/local/sbin/add-static-route.pl 192.0.2.64/28 192.0.2.21

Schritt 4: Autostart

Damit das zweite Skript nicht bei jedem Systemstart manuell ausgeführt werden muss, lassen wir Mac OS es für uns automatisch starten:

Alexanders-MacBook-Pro:~ root# pushd /Library/LaunchDaemons
/Library/LaunchDaemons ~
Alexanders-MacBook-Pro:LaunchDaemons root# vim mystaticroutes.plist
Alexanders-MacBook-Pro:LaunchDaemons root# launchctl load mystaticroutes.plist

Inhalt von mystaticroutes.plist:

<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
<!DOCTYPE plist PUBLIC "-//Apple//DTD PLIST 1.0//EN"
"http://www.apple.com/DTDs/PropertyList-1.0.dtd">
<plist version="1.0">
  <dict>
    <key>Label</key>
    <string>MyStaticRoutes</string>
    <key>ProgramArguments</key>
    <array>
      <string>/usr/local/sbin/add-static-routes.sh</string>
    </array>
    <key>RunAtLoad</key>
    <true/>
  </dict>
</plist>

Fazit

Obwohl mich die Kollegen aus den eigenen Reihen – aber auch aus NMS und PS – spätestens seit diesem Blogeintrag mit besorgten Blicken überschütten, werde ich einfach nicht müde, das Noob-OS von Apple auf biegen und brechen meinen seltsamen Bedürfnissen entsprechend aufzubohren.
Abonniert gerne kostenlos diesen Blog um auch über die nächste Runde informiert zu werden – wenn ich den abgebissenen Apfel bis auf den Kern schäle…

Alexander Klimov
Alexander Klimov
Senior Developer

Alexander hat 2017 seine Ausbildung zum Developer bei NETWAYS erfolgreich abgeschlossen. Als leidenschaftlicher Programmierer und begeisterter Anhänger der Idee freier Software, hat er sich dabei innerhalb kürzester Zeit in die Herzen seiner Kollegen im Development geschlichen. Wäre nicht ausgerechnet Gandhi sein Vorbild, würde er von dort aus daran arbeiten, seinen geheimen Plan, erst die Abteilung und dann die Weltherrschaft an sich zu reißen, zu realisieren - tut er aber nicht. Stattdessen beschreitet er mit der Arbeit an Icinga Web 2 bei uns friedliche Wege.

"Willkommen auf der dunklen Seite der Macht, Alexander …"

Nein, ich meine nicht die antagonistische Fraktion aus einer sehr populären Filmreihe (deren Name nicht genannt werden muss), sondern die Apple-Fraktion bei NETWAYS.
Letzten Monat habe ich nämlich meine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung abgeschlossen und wurde in die Development-Abteilung übernommen.
Neuer Status – neues Gehalt, neue Aufgaben … und neues Arbeitsgerät. Ich habe mich bewusst für ein MacBook Pro entschieden, weil auf dieser Plattform sehr vieles viel besser und einfacher funktioniert und ich nicht bei jeder Kleinigkeit erst den Linux-Kernel patchen und neu kompilieren, SELinux abschalten oder die IPTables-Regeln anpassen muss. 😉
Wer weiß wann ich mit dem nächsten Kunden von Angesicht zu Angesicht zu tun haben werde – diesbzgl. will ich keine Risiken eingehen.
Abstriche muss ich keine machen – schließlich bietet MacOS X alles, was das Entwickler-Herz begehrt. Außer vielleicht …

Container

Auf Linux haben sie sich breit gemacht wie ein Türsteher: Docker, LXC, LXD und wie sie alle heißen. Auch BSD macht mit seinen Jails keine Kompromisse in Sachen Virtualisierung und Sicherheit.
Umso mehr wundert es mich, dass das BSD-basierende MacOS X dieses Feature nicht übernommen hat. Aber es wäre kein *nix-System, wenn man das nicht mit ein wenig Geschick nachrüsten könnte …

Dann eben so …

Auf meinem alten Arbeitsgerät habe ich Ubuntu 16.04 verwendet. Diese GNU/Linux-Distribution enthält von Haus aus LXD in den Paketquellen, womit ich in einer leichtgewichtigen und sicher isolierten Umgebung mal schnell was ausprobieren konnte.
Dieses Werkzeug kann ich mit einer Virtuellen Maschine problemlos weiterhin verwenden – nicht nur in der VM selbst, sondern auch vom Mac-Host aus. Genau dafür braucht man das o. g. „wenig Geschick“ …

LXD Server einrichten

Man logge sich in die VM ein und erlange Administratorrechte. Dann installiert man LXD und richtet diesen darauf hin ein:

$ sudo -i
(...)
# apt install lxd
(...)
# lxd init
Name of the storage backend to use (dir or zfs) [default=dir]:
Would you like LXD to be available over the network (yes/no) [default=no]? yes
Address to bind LXD to (not including port) [default=all]:
Port to bind LXD to [default=8443]:
Trust password for new clients:
Again: 
Do you want to configure the LXD bridge (yes/no) [default=yes]?

Fast alle Abfragen des Installations-Assistenten können bedenkenlos mit der Eingabetaste bestätigt werden. Die von mir hervorgehobene Frage allerdings muss mit „yes“ beantwortet werden – ansonsten fällt die Nutzung vom Host aus ins Wasser. Außerdem muss ein einigermaßen sicheres Passwort gewählt werden.
Der Frage nach der „LXD bridge“ folgt ein weiterer, „pseudo-grafischer“ Installations-Assistent. Dessen Fragen kann man ausnahmslos mit der Eingabetaste bestätigen.
Des weiteren wird später die IP der VM benötigt:

# ifconfig
enp0s5    Link encap:Ethernet  HWaddr 00:1c:42:8b:e9:ba
          inet addr:10.211.55.19  Bcast:10.211.55.255  Mask:255.255.255.0
          inet6 addr: fdb2:2c26:f4e4:0:880a:a527:1a6:1130/64 Scope:Global
          inet6 addr: fdb2:2c26:f4e4:0:fc54:870c:56af:cba0/64 Scope:Global
          inet6 addr: fe80::fbc7:ab4d:d29f:e227/64 Scope:Link
(...)
lo        Link encap:Local Loopback
          inet addr:127.0.0.1  Mask:255.0.0.0
          inet6 addr: ::1/128 Scope:Host
(...)
lxdbr0    Link encap:Ethernet  HWaddr 00:00:00:00:00:00
          inet addr:10.83.127.1  Bcast:0.0.0.0  Mask:255.255.255.0
          inet6 addr: fdb3:61e3:ffb6:f62f::1/64 Scope:Global
          inet6 addr: fe80::4024:c9ff:fe4a:691b/64 Scope:Link
(...)

LXD Client einrichten

Da die Entwickler von LXD sich bemüht haben, nicht von Linux-spezifischen Funktionalitäten Gebrauch zu machen, funktioniert der LXD Client auch auf MacOS. Den muss man nur noch vom LXD Server in Kenntnis setzen.
Sobald das getan ist, kann auch schon der erste Container in Betrieb genommen werden.

$ brew install lxc
(...)
$ lxc remote add u1604vm 10.211.55.19
Certificate fingerprint: a761f551dffdf47d9145da2aa16b4f6be242d960ce1697994c969e495b0724fd
ok (y/n)? y
Admin password for u1604vm:
Client certificate stored at server:  u1604vm
$ lxc launch ubuntu:16.04 u1604vm:test1
Creating test1
Starting test1ge: rootfs: 100% (37.78MB/s)
$ lxc exec u1604vm:test1 -- bash
root@test1:~# man perlfunc

Fazit

Es muss nicht immer Docker sein.
Gerade wenn das Testsystem sich möglichst so verhalten soll wie eine VM oder eine Physische Maschine ist LXD auf jeden Fall einen Blick Wert – auch auf dem Mac.

Alexander Klimov
Alexander Klimov
Senior Developer

Alexander hat 2017 seine Ausbildung zum Developer bei NETWAYS erfolgreich abgeschlossen. Als leidenschaftlicher Programmierer und begeisterter Anhänger der Idee freier Software, hat er sich dabei innerhalb kürzester Zeit in die Herzen seiner Kollegen im Development geschlichen. Wäre nicht ausgerechnet Gandhi sein Vorbild, würde er von dort aus daran arbeiten, seinen geheimen Plan, erst die Abteilung und dann die Weltherrschaft an sich zu reißen, zu realisieren - tut er aber nicht. Stattdessen beschreitet er mit der Arbeit an Icinga Web 2 bei uns friedliche Wege.

Store passwords like a boss #2

Als Programmierer von Webanwendungen, die Ihre Benutzer selbst verwalten, kommt man um das Thema Sicherheit nicht herum – so auch ich als Mitentwickler von Icinga Web 2.
Aus diesem Anlass habe ich recherchiert, wie Passwörter von Benutzern sinnvoll gespeichert werden können und mein neu gewonnenes Wissen geteilt.
Darüber hinaus habe ich vorgeschlagen, Icinga Web 2 dementsprechend zu erweitern. Eric hat diesen Vorschlag begutachtet und mich auf eine Alternative aufmerksam gemacht, nämlich…

password_hash()

PHP bietet seit Version 5.5 u. a. diese Funktion, um Passwörter zu verschlüsseln. Diese ersetzt meine selbst geschriebene Funktion aus dem Vorgänger-Blogpost vollständig:

$encryptedNewPassword = password_hash($newPassword, PASSWORD_DEFAULT);

Der Rückgabe-Wert kann direkt in einer Datenbank gespeichert werden – so einfach ist das.
Der zweite Parameter der Funktion bestimmt den Verschlüsselungs-Algorithmus. Damit kann man diesen zwar frei wählen, aber ich empfehle, den Standard vorzuziehen, denn dieser ändert sich (laut Doku) mit neueren PHP-Versionen zu Gunsten der Sicherheit. Damit bleiben zumindest die neuen/geänderten Passwörter aktuell was die Sicherheit angeht.

password_verify()

Wie der Name schon andeutet, überprüft diese Funktion ein vom Benutzer eingegebenes Passwort auf Übereinstimmung mit einem verschlüsselten Passwort:

$ok = password_verify($enteredPassword, $encryptedPassword);
if ($ok) {
    ...

password_needs_rehash()

Wie bereits erläutert: mit einem neuen Standard-Verschlüsselungs-Algorithmus werden automatisch alle neu verschlüsselten Passwörter sicherer. Aber was ist mit den bereits bestehenden?
Da bestehende Passwörter (aus gutem Grund!) nur verschlüsselt vorliegen, können sie nicht alle „in einem Abwasch“ migriert werden. Die einzige Gelegenheit ist die Anmeldung eines Benutzers, die das Klartext-Passwort erfordert. Und als wäre die Funktion für diese Gelegenheit geschrieben…

if ($ok) {
    $outdated = password_needs_rehash($encryptedPassword, PASSWORD_DEFAULT);
    if ($outdated) {
        $encryptedPassword = password_hash($enteredPassword, PASSWORD_DEFAULT);
    }
    ...

Fazit

Der IT-Branche wird nicht umsonst nachgesagt, dass sie eine „permanente Innovation“ vollbringe. Umso wichtiger ist es, aus Gründen der Datensicherheit, mit der dunklen Seite der Macht mitzuhalten.
Denn die sind böse, sehr böse…

Alexander Klimov
Alexander Klimov
Senior Developer

Alexander hat 2017 seine Ausbildung zum Developer bei NETWAYS erfolgreich abgeschlossen. Als leidenschaftlicher Programmierer und begeisterter Anhänger der Idee freier Software, hat er sich dabei innerhalb kürzester Zeit in die Herzen seiner Kollegen im Development geschlichen. Wäre nicht ausgerechnet Gandhi sein Vorbild, würde er von dort aus daran arbeiten, seinen geheimen Plan, erst die Abteilung und dann die Weltherrschaft an sich zu reißen, zu realisieren - tut er aber nicht. Stattdessen beschreitet er mit der Arbeit an Icinga Web 2 bei uns friedliche Wege.

Alt, aber bewährt

Immer wieder geht es in der IT um Vergleiche,  z.B. bei der Web-Entwicklung (NodeJS vs. PHP), der Datenhaltung (MongoDB vs. SQL-Datenbanken) oder auch scheinbaren Kleinigkeiten wie das Einlesen einer Datei in den Arbeitsspeicher.
Letztgenannter Vorgang würde bspw. in der Programmiersprache C unter Linux und anderen POSIX-Systemen wie folgt aussehen (Prüfungen auf Fehler habe ich der Übersichtlichkeit halber weggelassen):

void* read_file(char const *path, size_t *length) {
    int fd;
    struct stat stats;
    void *buf, *pos;
    ssize_t current_read;
    size_t remain;
    
    fd = open(path, O_RDONLY);
    fstat(fd, &stats);
    buf = malloc(stats.st_size);
    pos = buf;
    remain = stats.st_size;
    for (;;) {
        current_read = read(fd, pos, remain);        
        if (current_read == 0) {
            break;
        }
        *(char**)&pos += current_read;
        remain -= (size_t)current_read;
    }
    
    close(fd);
    *length = stats.st_size;
    return buf;
}

Die Alternative dazu wäre die Verwendung von mmap():

void* read_file_via_mmap(char const *path, size_t *length) {
    int fd;
    struct stat stats;
    void *addr, *buf;
    
    fd = open(path, O_RDONLY);
    fstat(fd, &stats);
    addr = mmap(NULL, stats.st_size, PROT_READ, MAP_SHARED, fd, 0);
    buf = malloc(stats.st_size);
    memcpy(buf, addr, stats.st_size);
    munmap(addr, stats.st_size);
    close(fd);
    *length = stats.st_size;
    return buf;
}

Deren Verfechter werben damit, dass die Anzahl der Systemaufrufe pro Datei konstant ist. Dem kann ich nicht widersprechen – die Datei wird mit open() geöffnet und mit mmap() in den Adressbereich integriert. Damit kann auf den Inhalt zugegriffen werden als befände er sich im Arbeitsspeicher. Das ermöglicht das anschließende Kopieren mit Hilfe von memcpy().
Aber das hilft einem nur weiter, wenn das auch tatsächlich messbar Zeit spart – dies ist definitiv nicht der Fall:

aklimov@ws-aklimov:~$ time ./read garbage
real    0m8.108s
user    0m0.000s
sys     0m3.664s
aklimov@ws-aklimov:~$ time ./mmap garbage
real    0m8.099s
user    0m0.652s
sys     0m3.000s
aklimov@ws-aklimov:~$

Das Lesen einer Datei (3 GB) hat im konkreten Fall nicht viel weniger Zeit in Anspruch genommen. Die Verwendung von mmap() hat lediglich ca. 660 Millisekunden von der linken in die rechte Tasche transferiert. Um genau zu sein – die Systemaufrufe der konventionellen Methode (strace):

open("garbage", O_RDONLY)               = 3                                                                                                                                                  
read(3, "\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0"..., 3221225472) = 2147479552                                                      
read(3, "\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0"..., 1073745920) = 1073745920                                                      
read(3, "", 0)                          = 0
close(3)                                = 0

… vs. mmap():

open("garbage", O_RDONLY)               = 3
mmap(NULL, 3221225472, PROT_READ, MAP_SHARED, 3, 0) = 0x7ff5423c6000
munmap(0x7ff5423c6000, 3221225472)      = 0
close(3)                                = 0

Zwar benötigt die konventionelle Methode im konkreten Fall einen Systemaufruf mehr, aber angesichts der Dateigröße ist das meiner Meinung nach trotzdem vergleichsweise effizient.

Fazit

Nicht alles was glänzt ist auch Gold. Und mit Kaffeesatzlesen ist niemandem geholfen.

Alexander Klimov
Alexander Klimov
Senior Developer

Alexander hat 2017 seine Ausbildung zum Developer bei NETWAYS erfolgreich abgeschlossen. Als leidenschaftlicher Programmierer und begeisterter Anhänger der Idee freier Software, hat er sich dabei innerhalb kürzester Zeit in die Herzen seiner Kollegen im Development geschlichen. Wäre nicht ausgerechnet Gandhi sein Vorbild, würde er von dort aus daran arbeiten, seinen geheimen Plan, erst die Abteilung und dann die Weltherrschaft an sich zu reißen, zu realisieren - tut er aber nicht. Stattdessen beschreitet er mit der Arbeit an Icinga Web 2 bei uns friedliche Wege.

Wird auch mal Zeit, dass einer reagiert…

Dass unsere Gesellschaft es sich gut und gerne möglichst bequem macht hat Bernd schon hinreichend ausgeführt.
Dies gilt allerdings nicht nur im politischen Kontext, sondern auch im IT-Kontext.

Paradebeispiel

M$ Windows gehört aktuell der Löwenanteil des Desktop-PC-Marktes – aber nicht unbedingt der Qualität wegen, sondern u.a. aus folgendem Grund:
Einige (vor allem im gewerblichen Bereich) häufig unumgängliche „Killer-Apps“ wie M$ Office oder Adobe Photoshop laufen schlichtweg nur auf Windows (oder Mac OS).
Um von diesem hoch unsicheren, kostenpflichtigen, spionierenden und nicht-quelloffenen Betriebssystem wegzukommen, muss der Benutzer zumindest folgende Hürden überwinden:

  • (darauf kommen, dass überhaupt ein Betriebssystem außer Windows und Mac OS existiert)
  • bspw. GNU/Linux herunterladen und auf CD/DVD/USB-Stick brennen
  • davon booten und das System installieren
  • sich in das System und die Unterschiede zu Windows einarbeiten
  • Alternativen für ihre Killer-Apps suchen (sofern überhaupt vorhanden!)
  • sich in letztgenannte einarbeiten…

In solchen Fällen habe ich volles Verständnis für den Sieg der Faulheit. Henry Ford hat mal gesagt:

Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich so wenige Leute damit beschäftigen.

Aber das geht auch viel einfacher – ohne als böser Raubkopierer vom rechten Weg abzukommen – mit …

ReactOS

ReactOS ist keine GNU/Linux-Distribution, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Windows äußerlich möglichst ähnlich zu sehen.
Es ist ein eigenständiges, von Grund auf geschriebenes Betriebssystem, dessen Ziel es ist, möglichst vollständig zu Windows kompatibel zu sein.
Ich selbst habe ReactOS ausprobiert und teile meine Erfahrungen hier mit euch…

Ran an die Buletten!

Wie üblich habe ich das OS in einer virtuellen Maschine ausprobiert – konkret mit VirtualBox. Nachdem ich das ISO-Abbild heruntergeladen habe erstellte ich eine neue virtuelle Maschine…

Es ist wichtig, dass das Modell der (virtuellen) Netzwerkkarte mit dem von mir gewählten übereinstimmt (3. Bild) – sonst kann es passieren, dass das Netzwerk überhaupt nicht funktioniert.
Sobald der Bootvorgang abgeschlossen war, fand ich einen Windows-XP-ähnlichen Assistenten vor – mit dem Unterschied, dass ich die Sprache frei wählen konnte. (Pfeiltasten oben/unten, dann Eingabetaste)
Sobald das vollbracht ist, muss eigentlich nur noch die Eingabetaste malträtiert werden, bis dieser Assistent durch ist…

Dann gilt es einen Neustart abzuwarten. Beim darauf folgenden Assistenten muss man fast genau so wenig den Kopf anstrengen.
Ich habe zwar Name und Organisation angegeben, hätte aber auch genau so gut immer nur direkt „weiter“ drücken können…

Nachdem einem weiteren Neustart kann man auch schon loslegen. Fehlermeldungen wie diese habe ich für meinen Teil bedenkenlos weggeklickt:

Aber…

Da war noch was…

Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Und ein guter Web-Browser auf einem guten Betriebssystem.
Ich habe die Firefox-Versionen 3.6, 28 und 45 aus dem ReactOS-Paketmanager (Ja, Paketmanager! 😀 ) ausprobiert und meine, dass 28 aktuell der beste Kompromiss aus Funktionalität und Stabilität ist…

Fazit

Ist ReactOS nun für den Produktivbetrieb zu empfehlen?
Meiner Meinung nach noch definitiv nicht.
Neben der o.g. mangelhaften Unterstützung von Netzwerkkarten ist das System (… wie sagt man da noch gleich politisch korrekt …) leicht absturzgefährdet.
Konkret habe ich versucht, mir Visual Studio 2015 Community herunterzuladen (erstmal nur herunterzuladen!) …

(-.-„)

Alexander Klimov
Alexander Klimov
Senior Developer

Alexander hat 2017 seine Ausbildung zum Developer bei NETWAYS erfolgreich abgeschlossen. Als leidenschaftlicher Programmierer und begeisterter Anhänger der Idee freier Software, hat er sich dabei innerhalb kürzester Zeit in die Herzen seiner Kollegen im Development geschlichen. Wäre nicht ausgerechnet Gandhi sein Vorbild, würde er von dort aus daran arbeiten, seinen geheimen Plan, erst die Abteilung und dann die Weltherrschaft an sich zu reißen, zu realisieren - tut er aber nicht. Stattdessen beschreitet er mit der Arbeit an Icinga Web 2 bei uns friedliche Wege.